Chadō, übersetzt der „Weg des Tees“, nennt man in Japan die Teezeremonie, eine hoch ritualisierte Form des Teetrinkens. Ähnlich wie bei anderen traditionellen Künsten, wie der Kalligrafie (“Shodō”) oder dem Schwertkampf (“Kendō”), erfordert auch die Teezeremonie lebenslange Hingabe und Übung. Die japanische Teezeremonie ist mehr als nur eine Möglichkeit, Tee zu trinken – sie ist eine Kunstform, die in der Stille und Einfachheit des Moments wurzelt.
Die Zeremonie findet in einem traditionellen japanischen Teeraum statt, der sich durch seine Schlichtheit auszeichnet. Der Raum selbst schafft eine Atmosphäre der Stille. In dieser Umgebung wird jede Bewegung der Gastgeberin zu einem Akt der Hingabe – vom Öffnen der Schiebetür bis zur Zubereitung des Tees.
Im Mittelpunkt der Zeremonie steht der leuchtend grüne Matcha-Tee. Nach einem aufwendigen Reinigungsritual der Trinkschale, des Matchabesens und des Teelöffels wird der Tee mit schnellen, präzisen Bewegungen aufgeschlagen. Das Ergebnis ist ein intensiver Grüntee mit Umami Aroma.
Vor dem Genuss des Tees wird eine kunstvolle Süßigkeit gereicht, die den Gaumen auf den leicht bitteren Geschmack des Tees vorbereitet. Die Gastgeberin zeigt ihren Respekt gegenüber den Gästen durch eine tiefe Verneigung, und die Gäste erwidern diese Geste durch das achtsame Drehen der Teeschale, bevor sie einen Schluck nehmen.
Diese kleinen, rituellen Handlungen unterstreichen den spirituellen Kern der Zeremonie: die Begegnung von Herz zu Herz. Der Austausch zwischen Gastgeberin und Gast ist von tiefer Dankbarkeit und Achtsamkeit geprägt.
Die Prinzipien der Zeremonie – Harmonie (“Wa”), Respekt (“Kei”), Reinheit (“Sei”) und innere Ruhe (“Jaku”) – sind tief im Zen-Buddhismus verwurzelt und prägen jeden Aspekt der Durchführung. Die Zeremonie ist nicht nur ein Handwerk, sondern eine spirituelle Praxis. Wichtig ist es, mit dem Herzen präsent zu sein, um die Harmonie und Verbindung mit den Gästen herzustellen.
Die jahrhundertealte Tradition der Teezeremonie, die ursprünglich von Zen-Mönchen und Samurai praktiziert wurde, bietet auch heute noch einen wertvollen Raum der Achtsamkeit und Reflexion.
Ich durfte in einem 4-tägigen Seminar teilnehmen und wurde in die Welt der Stille und Einfachheit entführt, in der jede Geste Bedeutung hat und jeder Moment bewusst erlebt wird.
Wer eine Tee-Zeremonie erleben möchte, findet in Zürich einen Ort, an dem dieses traditionsreiche Ritual in seiner authentischen Form erlebbar wird: das Teehaus im Rietberg-Park. Dort lehren zwei Meisterinnen die Feinheiten dieses jahrhundertealten Brauchs und eröffnen ihren Gästen einen Raum der Ruhe und Achtsamkeit.
Öffentliche und private Teezeremonien sind über das Museum Rietberg buchbar. Mehr Infos unter www.rietberg.ch